An Ostern 1920 verbringt Roland seine Ferien im Herrenhaus seiner Tante Madeleine, jüngere Schwester seiner Mutter, verheiratet mit Stanislas François Goldblum, aus Lodz in Polen, eidg.dipl.Zahnarzt mit Praxis in Delémont. Auf Grund eines kleinen Inserates: “altes Bauernhaus auf dem Moron zu verkaufen“ beschliesst die Familie (Goldblum mit Frau, Roland mit Mutter Sophie und Bruder Charles) eine Expedition auf den Moron. Mit dem Zug nach Malleray, dann ein mühsamer Aufstieg bei schönem Frühlingswetter. Oben erwartete sie eine grosse Enttäuschung: Das Haus miserabel, dreckig, baufällig, ja ruinös, und am eindrücklichsten: die Schubladen, in denen Kinder schlafen mussten...

Notabene, es handelte sich um die „ferme du haut“ (la maison au balcon jaune). Perplex über den Zustand begab sich die Familie ins nahe gelegene „Restaurant“, ja, eben unser altes Moronhaus, das, wie auf dem Foto von 1920 zu sehen, mit „Restaurant“ angeschrieben war, wo noch keine Veranda stand. Nach einer klärenden Diskussion bot der Besitzer Goldblum an, beide Häuser zu kaufen, das „Restaurant“ als Ferienhaus und das andere zur Pacht an die Bauern, die da Roggen und Gerste kultivierten. So kaufte Goldblum beide Häuser, und es wurde ein Möbeltransport mit dem Garagisten Mercet organisiert.

Auf dem Lastwagen hatten nicht nur die Möbel Platz, sondern die ganze Familie. Die Fahrt war schwierig; in der dritten Kurve (das war die letzte) kam es fast zum Absturz und von hier an ging es zu Fuss weiter, inkl Möbeltransport und Zubehör...

Der Abschnitt über Knuchel lässt tief blicken. Er wird als Säufer beschrieben, der immerhin schöne Holzarbeiten machte. In seiner Schädeldecke war Metall, das war die Reparatur seiner Schädelfraktur, die er in Dijon erlitten hatte. Man findet Knuchel auch in den SAC-Berichten.

Der Teufel: Nach Roland’s Erstkommunion war der Teufel überall. Auch im Geissbock des Nachbarn Jacquemet, den er zähmte und stolz nach Hause führte, (Mutter, ich habe den Teufel gefangen).

Die eigene Briefmarke „Moron Correos“

Die Jahre vergehen. Goldblum’s haben nun drei Kinder. Verwandte aus Luxemburg und Polen kommen auf den Moron in die Ferien, bringen zum Teil ihre gezierten und geschminkten Freundinnen mit. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

Die „Vreneli’s“, die versehentlich im Bschüttloch landeten und vermutlich noch dort sind...

Die Geister: Für die landwirtschtlichen Belange war ein Pachtbauer zuständig, der das Nordostzimmer bezog und dort ein kleines Uhrenatelier führte. Im Stall hatte er eine Kuh. Er kam vom Montoz, und dort gab es zahlreiche grüselige Geistergeschichten, die der Pachtbauer offenbar gut zu inszenieren wusste, was vor allem den Frauen gefiel.

Das Ski-Abenteuer: Im Dezember 1927 kaufte Goldblum 2 Paar Ski’s. Die Abfahrt nach Moutier endet mit einem grässlichen Sturz.

Mühsamer Einkauf: Roland beschreibt, wie das Einkaufen Sache der Jungen war. Metzgerei, Kolonialwarenladen und Bäckerei, vollbepackter Aufstieg von Malleray auf den Moron, dauert 2 Stunden oder mehr. Dann die Entdeckung des besseren Weges nach Champoz, wo eine Käserei war. Dahin kam auch Roland’s Vater mit, aber nur wegen der dortigen Distillerie. Er war übrigens Gründungsmitglied des akademischen Alpenclub’s der Schweiz.

Der Alpengarten: In der Nähe des Hauses wurde in grosser Arbeit ein Stück Land planiert, aber das Projekt endete als Fiasko. Bei den ersten Regenfällen verwandelte ich alles in ein Schlamm-Schlachtfeld. Als zweiter Versuch folgte die Anpflanzung hunderter Bäume durch einen Spezialisten aus Solothurn (Lärchen und Douglas-Fichten), die bald allesamt bis auf wenige verschwanden, Ursache ungeklärt.

Gentiane: Traditionsgemäss sammelte man die tiefen Wurzeln des gelben Enzians und verkaufte sie den Distillerien der Region Bellelay. Das Destillat war ein Allerheilmittel, das in keinem Haushalt fehlte.

Das Motorrad: Goldblum kam am Samstag in der Regel mit dem Motorrad bis nach Champoz und von dort wie jedermann zu Fuss. Eines Tages entschied er, bis hinauf zu fahren, und es gelang! Das war 1 Jahr vor der Kommerzialisierung des Renault 6CV.

Der Hirsch: Vom oberen Hof führt ein schräg velaufender Weg (früher Weg nach Souboz) zu einem Brunnen. Da war im Brunnen einerseits ein Rotkehlchen ertrunken, und unverhofft sah Roland einen grossen Hirsch, der in einen Moment ansah und dann mit groosen Sätzen entschwand.

Les „coeurs purs“ : Champoz war zum Zentrum der missionarischen Sekte geworden, oh Schreck!

Die Veranda: Zum Wohle der Feriengäste liess Goldblum die verglaste Veranda errichten. Beautragt wurde ein polnischer Schlosser (M.Paskovski) aus Delémont. Jedermann war begeistert.Es war Roland’s Vater, von Beruf Ingenieur, der bemerkte, dass die Veranda verkehrt herum montiertwar: aussen war innen, innen war aussen (das ist heute noch so!). Das war nicht weiter tragisch und bedeutete einen rechten Rabatt auf die Rechnung.

Überdruss und Lustlosigkeit: Je älter Roland, sein Bruder und seine Cousins aus Delémont und Luxemburg wurden, desto mehr langweilten sie sich, vor allem, weil sie zu viel allein gelassen wurden. Immer häufiger fanden Sophie (die Mutter von Roland), Catherine und Madeleine (die Tanten) einen Grund, sich nach Delémont abzusetzen, und überliessen den Jünglingen die Überwachung der drei Buben Goldblum’s (ehrlich: völlig unhaltbare Zustände!).

Es war 1926 oder 1927, ein regnerisches Jahr mit widerwärtigem Sommer, Ende August nichts als Nebel, Sprühregen. Nichts zu lesen, keine Gesellschaftsspiele, nichts, um die kleinen Buben zu beschäftigen. Hätte man wenigstens ein Telefon gehabt, aber das nächste wäre in Malleray gewesen, und bei diesem Dauerregen... Nach 10 Tagen Einsamkeit ohne jegliche Nachricht von Erwachsenen beschloss Roland und die anwesenden Kinder einstimmig, selbständig nach Delémont zurückzukehren, was offenbar zu einem Wutausbruch der Tante Madeleine und zu einer kleinen familiären Katastrophe führte, ja zum Ende des grossen Abenteuers Moron.

Schlussfolgerung: Dieses Ereignis, das mit etwas gegenseitigem Verständnis hätte vermieden werden können, markierte das Ende der kollektiven Ferien auf dem Moron. Die Situationhatte sich auch durch das Verhalten des letzten Pachtbauern verschlimmert, ein brutaler Kerl (der übrigens herrliches Roggenbrot im Kachelofen buck).

Schon seit längerem hatte er SAC Basel ein Auge auf das Haus. Eine erste Kaufofferte blieb ohne Folgen. Inzwischen hatte Goldblum seine Praxis in Delémont unter traurigen Umständen verkauft und arbeitete in Biel. Um seine Zugehörigkeit zu Genf zu betonen, liess er sich von einem Genfer Geschäftsmann adoptieren, der so dem Konkurs entgehen konnte. Allerdings musste er den Namen des Adoptierenden übernehmen und hiess demnach Stanislav-François Terrier.

Tante Madeleine hatte gute Erinnerungen an das Haus und wollte sich nicht davon trennen.

Zunächst wurde das Haus dem SAC Basel als Ski-Hütte vermietet, aber bei einer Einladung des Clubs war sie vom nächtlichen Treiben der Skifahrer so geschockt und überwältigt, dass sie in den Verkauf einwilligte. Von nun aus hiess es „Moronhaus“.

Mit der Zeit kam das Telefon ( ) und die Elektrizität ( 1956? ). Die Strasse, kaum mehr als eine Rutschbahn, wurde verbessert und für den Winter brauchbar gemacht.

Stanislas Terrier (alias Goldblum) behielt die ferme du haut, die dem Feuer zum Opfer fiel. Darauf kaufte er das Schloss Lers in Châteauneuf-du-Pape, wo er Opfer von Banditen wurde. (Anm: Stimmt das? )

Goldblum-Terrier hinterliess drei Söhne: Christian, Chefarzt in Baden, Bernhard, Zahnarzt, und Georges, Dr. ORL.